6 Punkte, die einen wirklich guten Coach ausmachen

Gender Disclaimer: Ich verwende in diesem Text das generische Maskulinum. Weibliche und andere Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint!

Wenn du aktuell in einer herausfordernden beruflichen Situation bist, dich persönlich oder beruflich weiterentwickeln möchtest, den Job wechseln, dich als Führungskraft fortbilden, oder Selbstständig machen möchtest, dann hast du vielleicht schon mal überlegt, dir zur Unterstützung einen Coach zu suchen – am liebsten einen richtig guten natürlich! Aber wie findet man so jemanden im Dschungel der mittlerweile unzähligen Coachingangebote?

Leider sind manche gute Coaches nicht gerade super in der Selbstvermarktung und viele schlechte Coaches super gut darin! Das macht es für dich als Klientin nicht leicht, die richtige Person zu finden, die dich auf deinem persönlichen Weg weiterbringt. In diesem Artikel gebe ich dir daher eine Checkliste mit 6 Kriterien an die Hand, die einen guten Coach auszeichnen. Einige sind sicherlich genau das Gegenteil von dem, was du erwartest. Um so wichtiger, dass du sie kennst, bevor du dich für einen Coach entscheidest!

Bevor es mit den Kriterien eines guten Coaches losgehen kann, ist es wichtig ein paar Begrifflichkeiten zu klären, die für den Laien oftmals schwer voneinander abgrenzbar. Denn um zu wissen, was einen guten Coach ausmacht, müssen wir zunächst verstehen, was ein Coach ist!

Der Unterschied zwischen Psychologe, Psychiater und Coach

Psychologe

In Deutschland ist dies ein rechtlich geschützter Begriff. Nur Menschen mit abgeschlossenem Psychologie Bachelor und Master oder Diplom dürfen „Psychologe“ auf ihr Schild schreiben. (Achtung: Ein Psychologe ist aber nicht zwingend auch Psychotherapeut.)

Psychotherapeut

müssen zusätzlich zum Studium eine Psychotherapeutenausbildung absolviert haben. Dies können entweder Psychologen oder Mediziner tun. In der Psychotherapie werden Menschen behandelt, deren Alltag durch psychische Probleme beeinträchtigt ist und meist einen hohen Leidensdruck haben.

Psychiater

sind Mediziner, die einen Facharzt für Psychiatrie gemacht haben. Ein Psychiater kann auch, muss aber nicht unbedingt, eine Ausbildung zum Psychotherapeuten haben. Psychiater können psychische Störungen auch medikamentös behandeln. Psychologen mit Psychotherapeutenausbildung dürfen dies nicht.

Coach

Der Begriff Coach ist im Gegensatz zu den anderen genannten Begriffen kein gesetzlich geschützter Titel. Das heißt, jeder – wirklich jeder – darf in Deutschland „Coach“ auf sein Schild schreiben. Dadurch darf auch jeder alles als Coaching verkaufen, was eigentlich kein Coaching im klassischen Sinne ist. Für den Verbraucher bzw. Klienten ist daher oft schwierig zu wissen, ob wo Coaching draufsteht auch Coaching drin ist. Denn vieles, das als Coaching verkauft wird ist in Wirklichkeit Training, Mentoring oder Beratung.

Was ist Coaching?

In der psychologischen Literatur gibt es viele Definitionen für den Begriff Coaching. Und genau da liegt auch schon der Hund begraben: Gutes Coaching basiert immer auf psychologischen Modellen und Methoden. Coaching wird häufig als ressourcen- und stärkenorientierter Prozess beschrieben, in dem der Coach durch Fragetechniken und Coachingtools dem Klienten hilft, Lösungen für die eigenen Probleme zu finden, Fähigkeiten zu entfalten und neue Perspektiven zu entwickeln. Es geht also in erster Linie um persönliche Weiterentwicklung, zum Beispiel bei der Berufsorientierung (Karriere Coaching), bei der Weiterentwicklung als Führungskraft (Management Coaching) und bei allen anderen großen Lebensfragen (Life Coaching).

Coaching ist demnach kein Prozess in dem dir die Lösung aller Probleme auf dem Silbertablett serviert wird. Du musst selbst mitarbeiten während der Coach den Prozess anleitet und dir hilft, dich selbst zu hinterfragen. Oftmals stehen wir uns bei der Erreichung unserer Ziele nämlich selbst im Weg, weil wir nicht in der Lage sind die Mechanismen unseres eigenen Verhaltens zu durchleuchten.

Vielleicht kennst du dieses Gefühl, immer wieder in dieselben Situationen zu geraten? Vielleicht merkst du, du hast mit jedem Chef dieselben Konflikte, oder bist in jedem neuen Job nach kurzer Zeit genauso unglücklich wie vorher? Wir vermeiden häufig die Konfrontation mit den Dingen, die hinter unseren gewohnten Verhaltensschemata stecken. Das geht unter fachlicher Anleitung leichter und besser, kann aber auch unangenehm werden, wenn ich mir eingestehen muss, dass ich mir vor allem selbst im Weg stehe und keine externen Faktoren an meiner Situation schuld sind! Worauf kommt es also wirklich an?


Woran erkennt man einen guten Coach?

1. Eine fundierte Ausbildung ist wichtiger, als langjährige Erfahrung!

Da Coaching in Deutschland kein rechtlich geschützter Begriff ist, kann sich jeder „Coach“ nennen und jeder kann auch alles als „Coaching“ verkaufen, was eigentlich kein Coaching ist. Es ist also egal, ob jemand eine fundierte Ausbildung mitbringt oder nicht, jeder darf das sich als “Coach” betiteln. Kein Problem, denkst du vielleicht? Hauptsache mein Coach hat viele Jahre an Erfahrung, dann kann mir die Ausbildung eigentlich egal sein. So würden sicherlich die meisten intuitiv argumentieren – die Studienlage zeigt aber anderes:

An der Universität Salzburg, an der auch ich meine Coachingausbildung während meines Psychologie Masters absolviert habe, untersucht die Qualitätskriterien von Coachings systematisch. Eine Studie der salzburger Studien von Sandra Diller et. al. (2020) zeigt beispielsweise, dass die Qualität von Coachings davon abhängt, dass der Coach eine fundierte Coachingausbildung gemacht hat. Wie viele Jahre an Coachingerfahrung ein Coach mitbringt hatte überraschender Weise KEINEN Einfluss auf die Coachingqualität! Das heißt, wie gut dein Coaching ist hängt nicht maßgeblich von den Erfahrungsjahren, es spielt schlicht und ergreifend keine Rolle! Eine sehr kontraintuitive Erkenntnis, aber eine essentielle für dich als Klient.

2. Nimm einen Psychologen.

Warum macht es Sinn einen Coach zu haben, der auch Psychologe ist? Sofern du ein Coaching im klassischen Sinne suchst (also nicht etwas das jemand Coaching nennt, aber in Wahrheit Beratung oder Training ist), dann muss diese Person in der Lage sein komplexe psychologische Prozesse, die in dir vorgehen zu verstehen und mit ihnen arbeiten können. Denn seien wir mal ehrlich: Wenn das so leicht wäre, hätten die Ratschläge von Freunden und Familie, oder deine eigenen Versuche deine Probleme zu lösen bzw. Ziele zu erreichen, schon längst funktioniert. Eine fundierte Coachingausbildung in Kombination mit einem Psychologiestudium bietet eine gute Basis für professionell angeleitetes Coaching.

Außerdem ist Coaching normaler Weise in die Zukunft gerichtet – es wird also nicht mit Traumata, dem inneren Kind, oder dergleichen gearbeitet. Sollte dein Coach so etwas tun, ohne Psychotherapeut zu sein: RUN! Ein kompetenter Coach ist nämlich auch in der Lage zu identifizieren, wo sein Kompetenzbereich aufhört! Das heißt er sollte sich mit psychischen Störungsbildern zumindest insoweit auskennen, dass er erkennt, wenn der Klient bei einem Therapeuten besser aufgehoben wäre als im Coaching. Übrigens: Es kann es auch Sinn machen beide Prozesse parallel zu durchlaufen, also während einer Therapie auch gleichzeitig ein Coaching zu absolvieren. Damit habe ich persönlich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, allerdings ist hier wichtig vorher mit dem Therapeuten abzuklären, ob der Coachingprozess dem Therapieprozess zuträglich ist, oder nicht. Ein Kompetenter Coach klärt vor der Beauftragung, ob dies der Fall ist und wie deine Historie in Bezug auf Coaching, psychologische Beratung und Therapie ist.

3. Alter und Geschlecht sind nicht immer ausschlaggebend!

Je nachdem, was dein Coachingziel ist, kann es Sinn machen sich einen Coach zu suchen, der dasselbe Geschlecht und Alter wie du hat. Jemand, der sehr viel älter ist als du, kann eventuell deine persönliche Lebensrealität und den aktuellen Arbeitsmarkt aufgrund des Generationenunterschiedes nicht zu 100% verstehen, oder sogar altmodische Vorstellungen von der Arbeitswelt haben. Gleichzeitig könnte er aber auch Erfahrungen in der Geschäftswelt haben, von denen du profitieren kannst (Bps. Führungserfahrung). Manchmal kann es sogar Sinn machen sich bewusst einen Coach zu suchen, der jünger ist als du. Beispielsweise hatte ich bereits eine Klientin, die 20 Jahre älter war als ich. Ihre Entscheidung bei der Coachwahl fiel ganz bewusst auf mich, weil sie mit jemandem arbeiten wollte, der einen frischen Blick auf die Berufswelt hat und mit den Möglichkeiten neuer Medien und Arbeitsmodelle vertraut ist.

4. Berufserfahrung ist wichtig! Wie genau die aussehen sollte hängt von deinen Coachingzielen ab.

Je nachdem, was dein Coachingziel ist, kann es Sinn machen, dass dein Coach selbst Erfahrung in diesem Bereich oder der Branche mitbringt, um sich in deine Situation hineinversetzen zu können. Falls du ein Coaching suchst, bei dem es ultimativ darum gehen wird, dass du einen neuen Job suchst, so kann ein Hintergrund im Personalbereich oder Erfahrung im Recruiting Sinn machen. Warum ist diese Erfahrung für dich als Klienten so wertvoll? Gute Bewerbungen können viele schreiben, aber das Wissen um die Personalprozesse in Unternehmen, die internen Vorgänge bei der Auswahl und aktiven (!) Suche von Bewerbern seitens Unternehmen, sowie der Nutzung alternativer Bewerbungskanäle ist Gold wert, wenn du dich beruflich neu orientieren willst. Ähnlich kann es sich mit Themen wie Selbstständigkeit, Führung, Branchenerfahrung etc. verhalten.

5. Vertrauen, Wohlwollen und Integrität – die geheimen Wirkfaktoren im Coaching.

Hast du die Möglichkeit zu einem kostenlosen Vorgespräch, um einen Eindruck von der Persönlichkeit des Coaches zu bekommen? Wird der Coachingprozess anständig erläutert und deine Fragen beantwortet? Tritt dieser Coach als Mensch mit transparenten Werten, Erfahrungen und Eigenschaften auf? Hast du das Gefühl, der Coach steht dir wohlwollend gegenüber und interessiert sich wirklich für deine Probleme und Herausforderungen? Wenn nein: Don’t do it! Vertrauen und Integrität sind erwiesenermaßen essentielle Grundvoraussetzungen für wirkungsvolles Coaching (Schiemann et al., 2019). Wenn dieser Faktor nicht gegeben ist, wird es höchstwahrscheinlich kein gewinnbringender Prozess für dich!

6. ein seriöser coach garantiert keine ergebnisse!

Coaches, die behaupten, dass sie dir Ergebnisse garantieren können, sind unseriös! In einem Prozess, der so stark von der Mitarbeit und Situation des Klienten abhängt, ist es schlichtweg unmöglich, dass der Coach vorher wissen kann zu welchen Ergebnissen der individuelle Kunde am Ende kommt. Finger weg, von Coachingangeboten, die Ergebnisse garantieren! Das Einzige, was ein guter Coach garantieren sollte ist, dass er dir in den gemeinsamen Sitzungen seine volle Aufmerksamkeit, Energie und Expertise und einen strukturierten Prozess zur Verfügung stellt.

 

Die Checkliste für die Auswahl des besten Coaches

Ich hoffe diese 6 Punkte helfen dir, den für dich besten Coach zu finden! Wenn du bereits in der Suchrecherche nach Coaches steckst, solltest du dir unbedingt meine KOSTENLOSE CHECKLISTE mit Gesprächsleitfaden für Erstgespräche herunterladen.

Dieses Dokument zeigt dir,

  • über welche Fragen du dir persönlich Gedanken machen solltest, bevor du an einem Erstgespräch mit einem Coach teilnimmst.

  • welche Fragen du dem Coach während des Kennenlerngesprächs stellen solltest.

  • worüber du im Anschluss an das Gespräch reflektieren solltest, um aus deinen Erkenntnissen eine Entscheidung ableiten zu können!

  • wie du vermeidest auf „gutes Marketing + schlechtes Produkt“ hereinzufallen und den perfekten Coach für dich persönlich zu finden!

Falls du den Fragebogen am liebsten gleich in einem Kennenlerngespräch mit mir anwenden möchtest: Feel free! Du kannst jederzeit einen CAREER CONFIDENCE CALL mit mir buchen!

Ich hoffe wir sehen uns!

Bis bald

Pia

 

Quellen:

Schiemann, S. J., Mühlberger, C., Schoorman, F. D., & Jonas, E. (2019). Trust me, I am a caring coach: The benefits of establishing trustworthiness during coaching by communicating benevolence. Journal of Trust Research9(2), 164-184.

Diller, S. J., Passmore, J., Brown, H. J., Greif, S., & Jonas, E. (2020). Become the best coach you can be: the role of coach training and coaching experience in workplace coaching quality and quality control. Organisationsberatung, Supervision, Coaching27(3), 313-333.

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